Nchster Halt: Premier League 11FREUNDE

October 2024 · 4 minute read

Genüss­lich trinkt Mark Flekken seinen Cap­puc­cino in der mor­gend­li­chen Sonne. Frei­burg erwacht gerade, er schaut dem noch recht ruhigen Treiben in der Fuß­gän­ger­zone zu. Eigent­lich ist es ein Tag wie jeder andere im letzten Jahr. Heute passt das Wetter aber zu seiner Laune. Die stei­gert sich seit Wochen, denn es ist Licht am Ende des Tun­nels zu sehen, den der Keeper seit Sep­tember 2020 durch­schreitet. Die Reha ist seine täg­liche Beschäf­ti­gung und die zähe Arbeit, um zurück auf den Fuß­ball­platz zu gelangen.

Für ihn und seine Familie ist der Breisgau mitt­ler­weile die zweite Heimat. Seine erste, die nie­der­län­di­sche Gemeinde Kerk­rade, ist weit weg, aber das stört den groß­ge­wach­senen Mann nicht. Er genießt die vielen Son­nen­stunden, die Frei­burg zu bieten hat, das Berg­pan­orama, das ver­schla­fene Stu­den­ten­städt­chen und die Zeit bei seinem fami­liären Arbeit­geber, dem Sport­club. Dabei ist letz­terer gerade ganz weit weg. Zumin­dest in seinem Kopf. Mit Fuß­ball wollte er in den letzten Monaten herz­lich wenig zu tun haben. Wegen einer schweren Ellen­bo­gen­ver­let­zung ver­passte er prak­tisch die gesamte Saison. Ein Kar­rie­re­knick zu Unzeiten, hatte er doch in der Vor­saison seine ersten Bun­des­li­ga­spiele absol­vieren und auf sich auf­merksam machen können. Mark Flekken ist mal wieder zurück­ge­worfen worden. Eigent­lich wie jedes Mal, wenn er in seiner Kar­riere drauf und dran war, die nächste Stufe erklimmen zu können. Auf und Abs erzählen die Geschichte seiner Lauf­bahn.

2018 macht sich ganz Deutsch­land über ihn lustig

Der Nie­der­länder war gerade 16 Jahre jung, als er sein Hei­mat­land und seinen Jugend­verein Roda JC Kerk­rade ver­ließ. Zunächst nicht weit. Direkt hinter der nie­der­län­disch-deut­schen Grenze, bei Ale­mannia Aachen, spielte er für die U17 und U19 des Ver­eins, ehe Aachens dama­liger Chef­trainer und Flek­kens Lands­mann Rene van Eck sein Poten­tial erkannte und ihn zur Rück­runde der Regio­nal­li­ga­saison 2012/2013 zu Aachens Stamm­tor­hüter ernannte. Mit 19 Jahren war Flekken die jüngste Nummer 1 der Aachener Ver­eins­ge­schichte.

Ein halbes Jahr später folgte der Wechsel zu Greu­ther Fürth und damit der erste große Rück­schlag seiner Kar­riere. In der Hoff­nung zwei Ligen höher den Durch­bruch bei den Klee­blät­tern zu schaffen, konnte er sich dort nie durch­zu­setzen. Ein Kreuz­band­riss tat sein Übriges. Ledig­lich vier Mal kam er in drei Sai­sons zum Ein­satz.

Jenes Ver­trauen erhielt er erst beim MSV Duis­burg wieder, wo er von 2016 bis 2018 für zwei Spiel­zeiten das Tor hütete und 2017 den Auf­stieg in die 2. Bun­des­liga feiern konnte. Im Auf­stiegs­jahr trug er sich als erster Tor­hüter in die Tor­schüt­zen­liste des MSV Duis­burgs ein, als er tief in der Nach­spiel­zeit den Aus­gleich gegen den VfL Osna­brück per Hacke erzielte. 2018 dann erlangte er bun­des­weite Berühmt­heit, weil er im Spiel gegen Ingol­stadt den Wie­der­an­pfiff ver­passte und trin­kend im Tor stand, wäh­rend der geg­ne­ri­sche Stürmer den Ball ins leere Tor spit­zelte. Flekken hatte gedacht, sein Team hätte ein Tor erzielt und das Spiel sei darum unter­bro­chen, er hatte nicht mit­be­kommen, dass das Tor aberkannt worden war. Und guckte wenige Sekunden so schön blöd aus der Wäsche, dass man behaupten könnte, die Redensart Blöd aus der Wäsche gucken“ wäre für exakt diesen Moment erschaffen worden.

Durch­bruch in Frei­burg

Als Aus­schluss­kri­te­rium sah der SC Frei­burg diesen Fauxpas 2018 aller­dings nicht. Für zwei Mil­lionen Euro ver­pflich­tete der SC den Nie­der­länder – und brachten ihm vom Flach­land in die Berge. Mark Flekken wurde zunächst als Ersatz­mann von Alex­ander Schwolow ver­pflichtet. Nach dessen Wechsel zu Hertha BSC schien der Weg für Flekken eigent­lich frei. Doch eine Ell­bo­gen­ver­let­zung ver­baute ihm die Stamm­po­si­tion im Tor. Erst als Flo­rian Müller, der inzwi­schen Frei­burgs Nummer Eins geworden war, den Verein ver­ließ, war der Weg für Flekken frei. In den ver­gan­genen zwei Sai­sons hat sich Mark Flekken zu einem der besten Bun­des­li­ga­tor­hüter ent­wi­ckelt. Seine zwölf Weißen Westen“ in diesem Jahr sind nur von Wolfs­burgs Koen Cas­teels erreicht.

Diese Leis­tungen brachten Flekken mitt­ler­weile schon in den Kreis der nie­der­län­di­schen Natio­nal­mann­schaft. Erst­mals hatte Louis van Gaal ihn 2021 ange­rufen, der ihn zwi­schen den Pfosten testen wollte. Damit erreichte Flekken eine wei­tere Kar­rie­re­stufe, ehe er im Winter 2022 den nächsten Rück­schlag kas­sierte: Die Nicht-Nomi­nie­rung für die WM 2022 in Katar ent­täuschte ihn nicht nur – sie machte mich sauer“, sagte er dem Kicker. Warum sich das Trai­ner­ge­spann gegen ihn ent­schied, habe er bis heute nicht erfahren. Immerhin: Mitt­ler­weile wurde er vom neuen Bond­s­coach Ronald Koeman wieder berück­sich­tigt.

Nun hat er in Brent­ford auf sich auf­merksam gemacht. Die Eng­länder hatten sich im ver­gan­genen Jahr bereits in Frei­burg bedient, als sie Kevin Schade ver­pflich­teten. Beim SC geht man mit dem erneuten Inter­esse an einem ihrer Spieler betont lässig um. Am Wochen­ende würde er defi­nitiv spielen“, sagte sein Trainer Chris­tian Streich. Danach schauen wir weiter“, fügte er hinzu. Gut mög­lich, dass er uns ver­lässt“. 

In Frei­burg wird ihm nie­mand böse sein, sollte er in die Pre­mier League wech­seln. Bereits 2018 bei seiner Ankunft sagte er schließ­lich offen und ehr­lich, dass er in Frei­burg ledig­lich seinen nächsten Schritt sehen würden. Diesen ist er mitt­ler­weile gegangen.

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